NJUUẞLÄTTER - THEATER OLE

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Unser aktueller Njuußlätter




Liebes Publikum!
„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, sagte vor etwa hundert Jahren Ludwig Wittgenstein. Damals erregte dieser Satz viel Aufsehen. Wer philosophisch auf sich hielt, konnte sich kaum leisten, darüber zu schweigen. WAS MEINTE der Philosoph damit? War „SPRECHEN“ für ihn gleichbedeutend mit „SINNVOLL SPRECHEN“? Wollte er also sagen, man solle lieber den MUND HALTEN, als UNSINN von sich zu geben? Glaubte er, dass SCHWEIGEN eine REALE ALTERNATIVE wäre zum SINNLOSEN GESCHWÄTZ? Heute ist es RUHIG geworden um „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. WIR haben andere Probleme. Für UNS – also für SIE und MICH -, die wir tagtäglich via soziale und unsoziale Medien von Fluten völlig BELANGLOSER, VERLOGENER oder INKOMPETENTER BOTSCHAFTEN überschwemmt werden (übrigens ist natürlich auch der Text, den Sie im Moment gerade lesen, in dieser Hinsicht zu überprüfen), für UNS, die wir uns angewöhnt haben, SINNLOSES GESCHWÄTZ so selbstverständlich hinzunehmen wie frühere Generationen das Rauschen des Windes in den Bäumen, für UNS klingt der Satz „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ so, als ob er nicht vor EINEM Jahrhundert auf Papier geschrieben, sondern vor Jahrtausenden in Keilschrift in ein Tontäfelchen gestanzt worden wäre. Für uns ist SCHWEIGEN eine ferne Erinnerung an eine versunkene Welt. UNTERGEGANGEN in einem TSUNAMI von UNSINN.

Möglicherweise fragen Sie sich, liebes Publikum, wie Sie dazu kommen, ausgerechnet im Njuußlätter des ERSTBESTEN CLOWNTHEATERS IN WIEN eine KLAGE über ZU VIEL UNSINN zu lesen, wo CLOWNS doch als PRODUZENTEN und NUTZNIEßER in Sachen Unsinn gelten. Aber GENAU DARUM GEHT ES EBEN. Clowns machen Unsinn und geben Unsinn von sich, aber sie TARNEN IHN NICHT ALS SINN. Während die Produzenten des Unsinn-Tsunamis das GEGENTEIL tun. Clowns machen Unsinn und geben Unsinn von sich, damit SIE, liebes Publikum, darüber LACHEN können. Clowns verwenden viel Mühe und Kunstfertigkeit darauf, NICHT ERNST GENOMMEN zu werden. Sie schauen sich die ABSURDITÄT oder die BLÖDHEIT des menschlichen Verhaltens an und bringen sie auf den Punkt. Oder die PRÄPOTENZ. Die VERLOGENHEIT. Die GEDANKENLOSIGKEIT. Auch die TRAGIK. Aber vor allem die LÄCHERLICHKEIT.

Die Arbeit der Clownerie besteht darin, den Unsinn des menschlichen Verhaltens ALS UNSINN ERKENNBAR zu machen. Die Produzenten des Tsunami-Unsinns aber wollen GERADE NICHT, dass über sie gelacht wird. Sie wollen im Gegenteil ERNST GENOMMEN werden. Sie wollen, dass wir ihren Unsinn GLAUBEN. Damit wir tun, was sie wollen. „Flood the zone with shit!“, sagte ein ehemaliger amerikanischer Präsidentenberater. Das ist es, was passiert. Wir werden mit Unsinn zugemüllt, bis wir massenhaft Dinge kaufen, die wir nicht brauchen. Oder bis wir Leute wählen, die uns ganz sicher nicht gut tun.

Und das funktioniert offenbar.

Für das Team des THEATERs OLÉ Ihr Ferdinand Thronfolger

P.S.: Wir wünschen Ihnen ein fröhlich-buntes Weihnachtsfest!
P.P.S.: Wir gratulieren Charlotte Zorell zur Veröffentlichung ihres Theaterstückes „BLACKOUT“ im Rahmen der Wiener Wortstätten!
P.P.P.S.: Vorschau auf den 14.2.25 – CANDLELIGHTDINNER im THEATER OLÉ!

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